Most – ein traditionelles Qualitätsprodukt erfindet sich neu

Sobald die Tage wieder kürzer werden und der Duft von Äpfeln und Birnen in der Luft liegt, beginnt die Erntezeit für die Herstellung von Most. Hinter diesem erfrischenden Getränk, das im Mostviertel eine Jahrhundert lange Tradition hat, steckt weit mehr als nur das Pressen von Früchten. 

Auf dem Betrieb der Familie Oberaigner-Binder, der auch unter „Zur Steinernen Birne“ bekannt ist, werden Birnen und Äpfel zu Most verarbeitet und anschließend auf Märkten und im eigenen Hofladen verkauft. Abgerundet wird das Betriebskonzept durch den Mostheurigen am Hof, der an sechzehn Wochenenden im Jahr geöffnet hat. 

Most ist das zentrale Thema am Hof, das war aber nicht immer so. Früher lag der Fokus des Betriebes auf anderen bäuerlichen Tätigkeiten, jedoch verschwand trotz des allgemeinen Rückgangs der Mostproduktion, der Most am Hof nie. Mit der Direktvermarktung stieg auch wieder die Nachfrage. In weiterer Folge wurde der Rindermaststall zu einem Mostkeller umfunktioniert und Jahre später das Heurigenlokal gebaut und eine Produktionsstätte integriert. Durch die Betriebsübernahme von Michael und Monika Oberaigner, gemeinsam mit Monikas Schwester, Gabriele Binder im Jahr 2012, konnte der Betrieb fortgeführt und weiterentwickelt werden. Es wurden wieder vermehrt Obstbäume gesetzt und ersetzt, wobei allein 450 Stück Mostbirnbäume als Spindelbusch Bäume auf der Hühnerweide der Freilandhühner gepflanzt wurden. Michael absolvierte den Verarbeitungsmeister und erweiterte dadurch seine jahrelange Erfahrung und sein Wissen. Zusammen mit seinem Schwiegervater Alois Binder haben sie die Qualität des Mostes angehoben und sind bereits mit einigen Auszeichnungen auf der Ab Hof Messe in Wieselburg und von Falstaff gekürt worden. 

Michael verrät uns im Gespräch: „Das Grundprodukt in der Obstverarbeitung ist das Wichtigste. Passt dabei etwas nicht, kann es nicht mehr aufgeholt werden und die Qualität des Mostes leidet darunter.“ Geerntet wird das Streuobst händisch, nachdem es vom Baum am Boden gefallen ist. Dabei wird streng darauf geachtet, dass nur einwandfreie Früchte verarbeitet werden , womit die Qualität des Grundproduktes sichergestellt wird. 

Für den Beginn der Mostverarbeitung sind keine neuwertigen Geräte oder hohe Investitionen erforderlich. Es reicht eine Presse, die kann bereits übertragen erworben werden. Die Familie Oberaigner-Binder kauft teilweise auch Obst von den umliegenden Nachbarn zu und verarbeitet diese. Der Großteil kommt aber von den eigenen Bäumen. Dabei werden unter anderem die Sorten Speckbirne, Dorschbirne und Grüne Pichelbirne verarbeitet sowie Bohnapfel oder Erbachhofer Weinäpfel. Die Birnen und Äpfel werden getrennt gepresst, daraus entstehen sortenreine Produkte und diese werden danach für gemischte Erzeugnisse zusammen weiterverarbeitet. Gegärt wird, wie in der Weinproduktion, mit Reinzuchthefe und im Vier-Augen-Prinzip. Dadurch kann der Geschmack optimiert und die Qualität vor dem Abfüllen sichergestellt werden. 

Der Mostbetrieb von Familie Oberaigner-Binder ist auch Teil der Mostbarone, die sich als Vertreter des Mostviertels und der regionalen Produkte rund um die Birne sehen. Die Betriebe der Mostbarone cuvèetieren auch gemeinsam Gourmetmoste, den Brous, Preh und Exibatur. Ihr Erkennungsmerkmal ist der auffallende Hut mit rotem Hutband und weißen Adlerflaum. Innerhalb dieses Zusammenschlusses gibt es monatliche Stammtische, an denen Informationen und Erfahrungen ausgetauscht werden. „Die Mostbarone stehen für Zusammenhalt, dennoch hat jeder Betrieb seinen eigenen USP und kann vom anderen lernen“, erklärt uns Michael. Obmann Johann Höfinger ergänzt: „Es ist schön zu sehen, dass es das Miteinander gibt und ein offener Umgang gepflegt wird. Somit profitieren die Betriebe und schaffen damit gemeinsam etwas Großartiges.“ 

Die Erreichbarkeit des Betriebes „Zur Steinernen Birne“ ist optimal, sie liegt nicht weit entfernt von der Westautobahn und hat einen Bahnhof in der Nähe. Das Einzugsgebiet umfasst die direkte Umgebung in Niederösterreich, als auch die Kundschaft aus dem benachbarten Bundesland Oberösterreich. Hier kommen verstärkt die Kundinnen und Kunden von den Märkten in Linz und Steyr. Der Betrieb von Familie Oberaigner-Binder hat nicht nur einen gut besuchten Mostheurigen, sondern ein durchdachtes Betriebskonzept, das die Bedürfnisse und Wünsche des Kundenstamms erfüllt und neben qualitativ hochwertigen Produkten auch ein Erlebnis am Standort bietet.